09.04.2025

Stellungnahme von Dechant Andreas Kurte

Dechant Msgr. Andreas Kurte richtet sich an haupt- und ehrenamtlich Engagierte sowie die Gemeindemitglieder im Dekanat Höxter und bezieht Stellung zu den aktuellen Bekanntmachungen des Erzbistums im laufenden Bistumsprozess.

Sehr geehrte Damen und Herren in den Gemeinden unseres Dekanats Höxter,

Liebe haupt- und ehrenamtlich Engagierte,

Liebe Gemeindemitglieder,

 

am 07. und 08.04.2025 haben Erzbischof Dr. Bentz und die Bistumsleitung den Dechanten sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Erzbistum Paderborn die anstehenden Veränderungen im Erzbistum Paderborn vorgestellt und erläutert.

Umfassende Informationen finden Sie unter www.bistumsprozess.de.

Der Prozess der Erläuterung und Diskussion wird in den kommenden Monaten auf unterschiedlichen Ebenen fortgeführt und vertieft.

Mit der neuen Etappe des Bistumsprozesses macht das Erzbistum Paderborn einen großen Schritt nach vorne. Unserem Erzbischof ist es ein Anliegen, bereits jetzt, wo wir noch die ausreichenden Ressourcen personeller und finanzieller Art haben, die Zukunft in den Blick zu nehmen. Manches, was jetzt noch gut funktioniert, wird in den kommenden Jahren massiv wegbrechen. Aus Sicht des Erzbischofs gilt es darauf zu reagieren.

„Wir tun das für die junge Generation, das ist das entscheidende Motiv.“

 

In den kommenden Jahren sind große Veränderungen zu erwarten.

Die Gründe dafür sind bekannt:

  • Kirchenbindung und Religiosität gehen zurück.
  • Eine gleichgültige Grundhaltung gegenüber Religion nimmt in unserer Gesellschaft zu.
  • Das Handeln der Kirchen erweist sich für das Leben vieler Menschen als zunehmend irrelevant.
  • Die Teilnahme am gemeindlichen Leben und an den Gottesdiensten ist weiterhin stark rückläufig.
  • Das Pastorale Personal, die Anzahl ehrenamtlich Engagierter sowie generell von Kirchenmitgliedern wird in den kommenden zehn Jahren deutlich zurückgehen. Aktuell sind im Erzbistum ca. 400 Priester im aktiven Dienst tätig, diese Zahl wird bis 2040 auf etwa 90 Priester zurückgehen. Eine ähnliche Entwicklung nehmen wir bei den pastoralen Laienberufen wahr.
  • Der Vertrauensverlust in die Institution Kirche, ausgelöst durch die Missbrauchsskandale, ist massiv.

 

Zwei Schwerpunkte: Pastoral und Verwaltung

Die weitere Etappe hat zwei Schwerpunkte:

1. Die pastorale Transformation

2. Die Verwaltungstransformation

Während die pastorale Transformation die Voraussetzungen dafür schaffen will, dass der Glaube trotz aller Veränderungen auch in Zukunft gelebt werden kann, modernisiert die Verwaltungstransformation die organisatorischen Strukturen mit dem Ziel, die Engagierten zu entlasten. Das Erzbistum lädt dazu ein, die daraus wachsenden Chancen und Freiräume zu nutzen und Kirche von morgen gemeinsam zu gestalten.

Dabei ist wichtig: Dieser Weg der Veränderung ist kein Selbstzweck. Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz formuliert dies in seiner Videobotschaft so:

„Unsere Aufgabe ist nicht der Selbsterhalt der Kirche, sondern die Verkündigung des Evangeliums, die gute Nachricht, dass Gott mit uns geht, gerade auch in den Zumutungen des Lebens, in der Brüchigkeit, auch in der Veränderung. Das ist unser Auftrag. Nicht nur für uns, sondern für die Menschen.“

 

1. Die pastorale Transformation

 

  • Unser Erzbistum wird neu gegliedert: Maximal 25 Seelsorgeräume im Erzbistum Paderborn.
  • In jedem Seelsorgeraum fusionieren so viele Pfarreien wie möglich, so dass es pro Seelsorgeraum maximal drei Pfarreien gibt (aktuell ca. 600 Pfarreien im Erzbistum; zukünftig maximal 75).
  • Die Errichtung der pastoralen Einheit mit ihrer rechtlichen Struktur soll bis 2030 abgeschlossen sein.
  • Jeder Seelsorgeraum hat ein eigenes pastorales Profil als Grundlage für den Personaleinsatz.
  • Im Seelsorgeraum arbeiten multiprofessionelle Teams bestehend aus Seelsorgerinnen und Seelsorgern, Pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Verwaltungsleitung und Anderen.
  • Pro Seelsorgeraum gibt es 1 Pastorales Zentrum.
  • Dazu kommen weitere verlässliche Orte/Einrichtungen mit hauptamtlich, hauptberuflich sowie ehrenamtlich getragenen Angeboten, die in einem gemeinsamen Beratungsprozess festgelegt werden.
  • Jeder Seelsorgeraum setzt dezentrale diakonische und missionarische Schwerpunkte.
  • In manchen Seelsorgeräumen sind Bistumsorte (im Dekanat Höxter ist das z.B. das Jugendhaus Hardehausen)
  • Die Kirche der Zukunft wird zunehmend eine ehrenamtlich getragene Kirche in vielgestaltiger Form.
  • Es wird ökumenische und nicht-kirchliche Kooperationen geben
  • Digitale Formen der Vernetzung, Verkündigung und Gemeinschaft sprechen vor allem junge Leute an.
  • Die Einübung einer synodalen Beratungs- und Entscheidungskultur wird angegangen.
  • Ermöglichung einer zusätzlichen Investition in Engagementfördererinnen und -förderern und in eine finanzielle Ausstattung (Fonds) für Fortbildung, Begleitung und spirituelle Zurüstung von Engagierten.
  • Personaleinsatz an Stellen mit Knotenpunktfunktion für profilierte und relevante pastorale Themen (z. B. Tourismuspastoral, Trauerpastoral)

 

2. Die Verwaltungstransformation

Seit einiger Zeit beschäftigen sich das Erzbischöfliche Generalvikariat und die Gemeindeverbände mit Themen zur Weiterentwicklung der Verwaltung, der Kitas und den Kirchengemeinden. Alle Verwaltungsaufgaben – sowohl für das Erzbistum im engeren Sinne als auch für die Kirchengemeinden – werden künftig zentral durch das Erzbischöfliche Generalvikariat an unterschiedlichen Standorten organisiert. Die Kita-Verwaltung wird eigenständig über eine Kita-Holding gGmbH organisiert. Die operative Verwaltung wird klar von der Aufsicht und strategischen Steuerung getrennt. Es werden dezentral erreichbare Standorte eingerichtet und erhalten, um die Nähe zu Kirchengemeinden und Kitas zu wahren. Digitale Prozesse und Qualitätsstandards werden gemeinsam entwickelt und eingeführt.

Die neuen Strukturen steigern die Verlässlichkeit und sorgen für klare Zuständigkeiten – wichtige Faktoren, um als Verwaltung eine echte Dienstleistung anbieten zu können. Denn keine Verwaltung existiert zum Selbstzweck: Im Erzbistum Paderborn soll sie helfen, dass Hauptberufliche und Ehrenamtliche vor Ort nahe bei den Menschen sein können. Die Umsetzung erfolgt Schritt für Schritt – mit klaren Phasen, transparenter Kommunikation und Raum für Beteiligung auf allen Ebenen und soll bis 2027 abgeschlossen sein. Nähere Einzelheiten finden Sie unter www.bistumsprozess.de.

 

Glauben gemeinsam gestalten

Erzbischof Dr. Bentz stellt in seiner Ansprache am 7. und 8. April den Prozess unter das Motto “Glauben gemeinsam gestalten“. Er erläutert die Notwendigkeit der nun anstehenden Schritte mit den bereits genannten Veränderungen. Entwicklungen, die wir aktuell erleben, können nicht aufgehalten werden. Aus seiner Sicht ist die Grundfrage:

„Wie können wir zukünftig den Glauben und das Evangelium leben und bezeugen und als Kirche leben?“

Die anstehenden Veränderungen werden zu harten Diskussionen führen, die jedoch unumgänglich sind. Der Weg der Kirche von Paderborn soll in Treue zur Tradition und mit Mut zum Neuen gegangen werden.

„Wir treten ein in eine Zeit gemeinsamer mutiger und schöpferischer Unsicherheit.“

 

Einladung zum Gespräch

Sehr geehrte Damen und Herren, der nun anstehende Weg wird viele Einzelfragen aufwerfen, die heute noch nicht beantwortet werden können. Gesprächs- und Diskussionsforen sind absolut notwendig und ausdrücklich erwünscht. Das Erzbistum und wir als Dekanat werden Räume schaffen, um über die Zukunft miteinander ins Gespräch zu kommen.

Bitte informieren Sie sich!

Ausdrücklich möchte ich Sie ermutigen, das Gespräch in ihren Pastoralen Räumen und Gemeinden zu suchen. Es wird unsere gemeinsame Aufgabe sein, die Zukunft zu gestalten! Dabei werden auch die Männer und Frauen in den Kirchenvorständen und Gemeindegremien in den kommenden vier Jahren eine wichtige Rolle spielen. Im November stehen die Wahlen zu beiden Gremien an.

 

Trauer und Aufbruch – beides darf sein

Beide Sichtweisen auf die Veränderungsprozesse werden Menschen beschäftigen: die Trauer über den Verlust gewohnter Wege und Formen der Seelsorge aber auch die Chance und die Lust, Kirche der Zukunft anders zu gestalten.

Beide Sichtweisen haben ihre Berechtigung!

 

Seit vielen Jahren begleitet mich ein Satz des früheren Münsteraner Bischofs Clemens August von Galen. Als Pfarrer in Berlin hat er im Jahre 1927 einmal gesagt:

„Nicht verbittert der Vergangenheit nachtrauern, nicht tatenlos warten, bis ein erträumtes Zukunftsbild sich verwirklicht, sondern um Gottes Willen mit den Menschen, wie sie jetzt einmal sind, für die Menschen, zwischen die uns Gott gestellt hat, selbstlos arbeiten.“

Gerne möchte ich diesen Weg in die Zukunft mit vielen in unserem Dekanat Höxter und in unserem Erzbistum Paderborn gehen!

 

Ihr Dechant

Andreas Kurte

Dechant im Dekanat Höxter

 

 

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