Die Ereignisse und Entwicklungen in diesen Zeiten sind alles andere als hoffnungsvoll. Vor wenigen Tagen hat ein größenwahnsinniger und mehrfach straffälliger Donald Trump die Führung der Vereinigten Staaten übernommen. Zusammen mit dem dreistellig milliarden-schweren, rechtsideologischen Elon Musk wird er in den nächsten Jahren nicht nur die Fäden in den USA, sondern weit darüber hinaus ziehen. Der mächtigste und der reichste Mann der Welt – ein gefährlicher Cocktail!
Der Ukraine-Krieg geht in diesem Monat in das vierte Jahr und niemand weiß, wie lange er noch andauern und millionenfaches Leid über die Opfer bringen wird. In Europa und auch in unserem Land besetzen immer mehr rechtspopulistische Köpfe die Parlamente. Die kommende Bundestagswahl in diesem Monat lässt nichts Gutes ahnen.
Einen Tag vor der Bundestagswahl jährt sich der Todestag von Hans und Sophie Scholl und Christoph Probst zum dreiundachtzigsten Mal. Als Mitglieder der Münchner Widerstandsbewegung „Weiße Rose“ wurden sie am 22. Februar 1943 vom NS-Regime hingerichtet. Es war ein strahlender Wintertag.
Wenige Stunden vor ihrem Tod schrieb Sophie Scholl in ihr Tagebuch: „So ein herrlicher, sonniger Tag, und ich soll gehen. Aber was liegt an unserem Leben, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt werden.“ Bei ihrer letzten Zigarette im Innenhof des Gefängnisses München-Stadelheim sagte sie mit einem Blick auf den Himmel zu ihrem Bruder: „Die Sonne scheint immer noch.“ Wenige Minuten später, um 17:00 Uhr, wurde sie durch das Fallbeil hingerichtet. Gleich darauf wurden auch ihr Bruder Hans und dann der Freund Christoph Probst getötet.
Welch starke Hoffnung muss diese jungen Menschen angetrieben haben, dass sie mit einer so klaren Entschiedenheit gegen Unrecht, Hass und Menschenverachtung gekämpft haben. Und von welch großem Gottvertrauen mussten sie sich getragen fühlen, dass sie so aufrecht und vertrauensvoll in den Tod gegangen sind.
Sie wären auch heute in diesen Zeiten so wichtig: Sophie und Hans, Alexander Schmorell, Christoph Probst, Willi Graf und all die andern, die durch Worte und Taten den Menschen ihrer Zeit Mut und Hoffnung geschenkt haben.
In diesen Wochen fällt mir immer ein Wahlplakat besonders ins Auge. Darauf steht in großen Lettern nur ein einziges Wort: ZUVERSICHT. Und dann frage ich mich: Wird es irgendeine Partei, irgendein Politiker, irgendein Verantwortlicher in dieser Welt schaffen, uns Hoffnung und Zuversicht zu vermitteln? Und dann zucke ich mit den Schultern, weil sich Vieles so unerträglich hoffnungslos anfühlt.
Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, in der Mama und Papa einfach nur einmal pusten mussten und alles war wieder gut. Aber ich bin ja kein kleines Kind mehr. Ich kann mich nicht vor meiner Verantwortung drücken. Auch nicht vor der Verantwortung, selbst Hoffnungsträgerin zu sein, – für meine Kinder und für die Menschen um mich herum.
Ja, und auch für mich selbst!
Es ist an der Zeit, mich auf die Suche zu machen nach Menschen, die wie ich Ausschau halten nach Lichtblicken und guten Perspektiven. Menschen, die nicht bereit sind, das letzte Fünkchen Hoffnung aufzugeben. Es ist an der Zeit, dass wir uns gegenseitig aufspüren und uns verbünden – gegen alle Hoffnungslosigkeit.
Und ich bin überzeugt davon, dass es auch heute noch Hoffnungsboten gibt. Menschen, die dem anderen neben sich guttun. Die durch ein Wort, eine Geste oder einfach durch ihre Nähe ein kleines Stückchen heile machen in dieser kaputten Welt.
Als ich gestern einen kurzen Spaziergang durch unseren Ort machte, konnte ich im Garten unseres Nachbarn sehen, wie sich die ersten Spitzen der Krokusse aus der Erde schieben. Manchmal sind die Zeichen der Hoffnung klein und unscheinbar, aber es gibt sie!
Halten wir gemeinsam – gerade in diesen Zeiten – die Augen auf!
Und sagen wir uns gegenseitig immer diesen starken und hoffnungsvollen Satz: Die Sonne scheint immer noch!
Bleiben Sie behütet!
Ihre Gisela Fritsche
Dekanatsreferentin
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